Geschichte und Erinnerungskultur

Der Verein greift die drei Fragen nach dem Was, dem Wer und dem Wie auf, also:

- an was wird erinnert?
- wer erinnert bzw. wer betreibt Geschichte?
- wie wird erinnert?

Damit wird ein Zugang zur Problematik der kulturellen und gesellschaftlichen Wirkung von Erinnerung, Erinnerungsarbeit und Geschichtswissenschaft am konkreten Objekt entwickelt. Es sollen einerseits unreflektierte Herangehensweise an den Umgang mit Vergangenheit offengelegt und transparent gemacht und andererseits Strategien für einen bewussten und konstruktiven Umgang mit Vergangenheit entwickelt werden.

An was wird erinnert und welche Geschichte wird erzählt?

Erhaltung und Erforschung von Objekten wie dem HausBoden (siehe Musemsprojekt) sind weder auf Grund ihrer Substanz und Gestaltung noch ihrer Nutzung, etwa durch bemerkenswerte Persönlichkeiten oder zu einem besonderen Zweck, naheliegend. Es stellt sich aber die Frage, ob ihre Bewahrung und Erforschung nicht genauso berechtigt sind, wie diejenige jedes anderen Gebäudes, und ob sie nicht von besonderer Wichtigkeit sind für ein allgemeingesellschaftliches Geschichtsverständnis.

Wer erinnert und wer betreibt Geschichte und Geschichtsschreibung?

Mit Blick auf die Erben und Eigentümer, auf die BewohnerInnen und die NachbarInnen des HausBoden wie auch auf den Adressatenkreis der Vereinsarbeit stellt sich die Frage, ob und wofür fachliche Kompetenz nötig ist. Wer ergreift die Initiative, um einen Bestand zu bewahren und Geschichte(n) zu erzählen? Wer führt die notwendigen Maßnahmen durch und wer fällt die Entscheidungen? Die fachliche Kompetenz ist zweifellos hilfreich, um Bedeutungen zu erkennen und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Aber sie ist kein Garant dafür. Persönliche Kompetenz, also die Kenntnis von Verhältnissen aus der biographischen Erfahrung, kann die Kulturarbeit ebenfalls sinnvoll leiten, indem sie ursprüngliches Wissen und Sinn für Relevanz einbringt. Beide Facetten ergänzen sich. Der fachlichen, wissenschaftlichen oder künstlerischen, Kompetenz kommt vor allem eine moderierende Funktion zu. Mit dem Aufgreifen des Slogans „Grabe wo Du stehst“ soll die Demokratisierung von Geschichtspflege gefördert werden.

Wie wird erinnert?

Viele Aspekte von Objekten (durchaus in der ursprünglichen Bedeutung „Anblick“) regen zur Auseinandersetzung an, sei es zum Aufräumen und Ordnung schaffen, sei es zum Kennenlernen und Auswerten, sei es zum Verweilen und Stöbern. An manchen Stellen tritt akuter Handlungsbedarf auf. Beides, notwendige Instandsetzungen und inhaltliche Arbeit, bedeuten jedoch einen Eingriff und führen zu Veränderungen, unter Umständen sogar zu partieller oder gänzlicher Zerstörung. Im Umgang mit Objekten ist zwar auf etablierte bauliche, restauratorische und museologische Methoden zurückzugreifen. Es wird aber eine besondere Behutsamkeit erfordert, die es nötig macht, neue Umgangsweisen zu entwickeln und mit Geduld nach passenden Lösungen zu suchen.
Für ein solches Projekt sind insbesondere geschichtswissenschaftliche und volkskundliche Zugänge naheliegend. Beide Disziplinen bieten ein reichhaltiges Instrumentarium an Methoden und Theorien. Aber es ist auch ein anderer Aspekt wirksam: der der ästhetischen Anmutung. Die Begegnung mit dem Haus, das Blicken auf Ecken, Behältnisse und Gegenstände, ruft immer wieder spontane Reaktionen hervor. Die Erscheinung, das, was wir am und im Haus sehen, spricht uns an und bewegt uns. Diese Qualität, die wesentlich ist für die Auseinandersetzung mit dem HausBoden, lässt sich nur schwer mit wissenschaftlichen Methoden erfassen und berücksichtigen. Es ist der künstlerische Zugang der dieser Qualität gerecht wird, und die Wissenschaften erfahren durch die Kunst Hilfe und Bereicherung. Es geht auch darum, ein Miteinander von Wissenschaft und Kunst zu entwickeln und anzuwenden. Dabei werden beide Zugangsarten in sich bereichert. Und es wird auszuloten sein, ob aus der Symbiose ein neuer, umfassenderer Ansatz entsteht.